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COGNIGOALS Glossar

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A

Antizipation

Antizipation bezeichnet die Fähigkeit eines Spielers, zukünftige Spielereignisse oder Bewegungen von Mitspielern und Gegnern vorherzusehen und entsprechend darauf zu reagieren. Diese Fähigkeit ist im Fußball von entscheidender Bedeutung, da sie es den Spielern ermöglicht, schneller und effizienter auf Spielsituationen zu reagieren. Antizipation basiert auf der Erfahrung und dem Wissen des Spielers über Spielmuster und Bewegungsabläufe. Durch regelmäßiges Training und Spielpraxis lernen die Spieler, feine Hinweise und Signale zu erkennen, die auf das nächste Spielgeschehen hindeuten. Dies kann beispielsweise die Blickrichtung eines Gegners, die Körperhaltung oder die Bewegungen des Balls umfassen.

Tiefergehende Informationen:


Antizipation ist demnach tief im Gedächtnis verankert, da sie auf der Speicherung und dem Abruf von Erfahrungen, Mustern und motorischen Abläufen basiert. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die kognitive Verarbeitung, die eine schnelle Verarbeitung von Informationen erfordert. Das Arbeitsgedächtnis spielt eine zentrale Rolle, indem es aktuelle Informationen mit gespeicherten Erfahrungen und Wissen verknüpft, um Vorhersagen zu treffen bzw. die eigenen Bewegungen zu steuern. Zudem ist die Aufmerksamkeitslenkung entscheidend. Erfahrene Spieler haben gelernt, ihre Aufmerksamkeit auf die relevanten Hinweise im Spiel zu lenken. Diese Fähigkeit ist im Gedächtnis gespeichert und ermöglicht es den Spielern, die wichtigen Elemente einer Spielsituation schnell zu erkennen und darauf zu reagieren. Wenn ein Spieler bestimmte Aktionen oft genug übt, werden diese Bewegungen automatisch und ohne bewusstes Nachdenken abgerufen, was auch für die Reaktionen auf Spielbewegungen gilt, die Teil der Antizipation sind. Diese gespeicherten Informationen ermöglichen es den Spielern, effizient und schnell auf Spielsituationen zu reagieren und dadurch ihre Leistung zu verbessern. Da im Fußball die flexible und situationsabhängige Anwendung von Bewegungsabläufen entscheidend ist, setzt der COGNIGOALS-Ansatz auf Trainingsmethoden, die gezielt die flexible Antizipation schulen und keine starren Verknüpfungen von Bewegungsmustern hervorrufen.

Literatur:

  1. Kämpfer, J., Vogel, L., & Schack, T. (2024) Anticipation (second-order motor planning) is stored in memory-Processing of grasp postures in a priming paradigm. Frontiers in Psychology, 15, 1393254. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2024.1393254
  2. Roca, A., Williams, A. M., & Ford, P. R. (2012). Developmental activities and the acquisition of superior anticipation and decision making in soccer players. Journal of sports sciences, 30(15), 1643-1652. https://doi.org/10.1080/02640414.2012.701761
  3. Williams, A.M., Ford, P., & Drust, B. (Eds.). (2023). Science and Soccer: Developing Elite Performers (4th ed.). Routledge. https://doi.org/10.4324/9781003148418

Arbeitsgedächtnis

Das Arbeitsgedächtnis verarbeitet aktuelle Informationen und stellt diese für eine kurze Zeit bereit. Wir können uns also nicht nur Nummern oder Texte, sondern auch Bewegungen, Laufwege, Positionen der Gegenspieler (usw.) merken. Die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses ist begrenzt. Wenn ich mehr Informationen gleichzeitig verarbeiten kann, kann ich diese z.B. für bessere Entscheidungen nutzen. Beispiel: Wer es unter hohem Gegnerdruck noch schafft, den freien Mitspieler wahrzunehmen und gleichzeitig eine Täuschungshandlung durchzuführen, hat einen Vorteil im Zweikampfverhalten.

Tiefergehende Informationen:


Das Arbeitsgedächtnis ist für die zeitliche Speicherung von Informationen zur Lösung von kognitiven Aufgaben zuständig. Hier treffen alle aufgabenrelevanten Informationen ein. Es stellt die Grundlage für die Kontrolle der Aufmerksamkeit dar und hält aufgabenrelevante Informationen mental aufrecht, um diese mit bereits gespeicherten Gedächtnisinhalten (Langzeitgedächtnis) abzugleichen. Die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses ist dabei begrenzt und steht in einem engen Zusammenhang mit höheren kognitiven Fähigkeiten wie z.B. der Intelligenz, dem Lernen oder der Kreativität.

Eine höhere Arbeitsgedächtniskapazität sorgt dafür, dass mehr Informationen gleichzeitig verarbeitet werden können und schneller mit Inhalten aus dem Langzeitgedächtnis abgeglichen werden. Ein leistungsfähiges Arbeitsgedächtnis kann demnach alle relevanten Informationen schnell verarbeiten, mit dem Langzeitgedächtnis abgleichen und diese Informationen beim Planen einer Handlung berücksichtigen, um eine bestmögliche Lösung zu entwickeln.

Da Fußball eine sehr komplexe und schnelle Sportart darstellt, ist ein leistungsstarkes Arbeitsgedächtnis sehr wichtig. Es müssen alle Informationen der Mitspieler, Gegenspieler, Ball, Wetter, Rasen und Trainer aufgenommen und aktualisiert werden. Gleichzeitig werden neue Informationen hinzugefügt, während die alten Inhalte aufrechterhalten werden müssen. Ist die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses eines Spielers nicht den Anforderungen gewachsen, so ist dieser Spieler überfordert und kann dem dynamischen Spielgeschehen nicht mehr folgen.

Neben den dargestellten Funktionen deutet auch eine Studie von Hans-Erik Scharfen und Daniel Memmert der Sporthochschule Köln auf eine hohe Relevanz des Arbeitsgedächtnisses im Fußball hin. Sie konnten an einer Untersuchung mit Elite-Jugendfußballern einen positiven Zusammenhang zwischen der Arbeitsgedächtniskapazität sowie der Fähigkeit im Dribbeln, Ballkontrolle und Ballhochhalten messen.

Studien:


  1. Benedek et al., 2014: In dieser Studie untersuchten Benedek und Kollegen u. a den Zusammenhang zwischen der Arbeitsgedächtnisleistung und der Intelligenz sowie Kreativität. Die Ergebnisse konnten einen positiven Zusammenhang zwischen der Leistung des Arbeitsgedächtnisses und der fluiden Intelligenz (Problemlösen, Lernfähigkeit und Mustererkennung) sowie der Kreativität messen. Die Ergebnisse verdeutlichen damit die Relevanz der Arbeitsgedächtnisleistung für höhere kognitive Funktionen, die u. a entscheidend für Erfolg im Fußball sind.

Literatur:

  1. Benedek, M., Jauk, E., Sommer, M., Arendasy, M., & Neubauer, A. C. (2014). Intelligence, creativity, and cognitive control: The common and differential involvement of executive functions in intelligence and creativity. Intelligence, 46, 73–83. https://doi.org/10.1016/j.intell.2014.05.007.
  2. Scharfen, H. E., & Memmert, D. (2019). The Relationship Between Cognitive Functions and Sport-Specific Motor Skills in Elite Youth Soccer Players. Frontiers in psychology, 10, 817. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.00817.
  3. Wang, T., Li, C., Ren, X., & Schweizer, K. (2021). How Executive Processes Explain the Overlap between Working Memory Capacity and Fluid Intelligence: A Test of Process Overlap Theory. Journal of Intelligence, 9(2), 21. https://doi.org/10.3390/jintelligence9020021.

Aufmerksamkeit

Die Aufmerksamkeit spielt im Fußball eine zentrale Rolle. Oft müssen Spieler mehrere Aktionen auf dem Spielfeld gleichzeitig wahrnehmen und in anderen Situationen sich auf eine Sache besonders konzentrieren. Beispielsweise müssen Abwehrspieler sowohl den ballführenden Gegenspieler als auch die weiteren Angreifer im Auge behalten und somit ihre Aufmerksamkeit teilen. Läuft allerdings nur ein Spieler allein auf den Verteidiger zu, muss er seine gesamte Aufmerksamkeit auf die 1-1 Situation lenken, um die Situation erfolgreich zu bewältigen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Aufmerksamkeit eine begrenzte Ressource ist, die wir mit einer Taschenlampe vergleichen können. Eine weite Einstellung des Lichtkegels leuchtet ein großes Feld mit wenig Intensität aus, ein kleiner Lichtkegel leuchtet hingegen eine kleine Fläche sehr hell aus. Die Metapher der Taschenlampe verdeutlicht wie die Aufmerksamkeit von Fußballspielern auf dem Spielfeld angepasst werden kann.

Je nach Spielsituation muss ein Spieler den optimalen Aufmerksamkeitsfokus auswählen und immer wieder anpassen. Ebenso muss die Intensität der Aufmerksamkeit (Konzentration) eingeteilt werden, da die Aufmerksamkeit nicht über ein gesamtes Spiel maximal aufrechterhalten werden kann.

B

Beidfüßigkeit, Lateralität und Transfereffekte

Unter Lateralität (Seitigkeit) verstehen wir grundsätzlich die Dominanz einer Körperseite. Hierbei können wir zwischen Drehseitigkeit, Händigkeit oder Füßigkeit unterscheiden. Der Begriff bilateral (bi = zwei) bezeichnet somit die Beidseitigkeit (Zweiseitigkeit), also den Einsatz beider Körperhälften (wie z.B. dem rechten und dem linken Fuß) beim Erlernen oder Trainieren von motorischen Fertigkeiten.

In vielen Sportarten, wie auch dem Fußball, hat es einen großen Vorteil, wenn Bewegungen und Techniken mit beiden Körperseiten und beiden Füßen ausgeführt werden können. Auch wenn genetische Faktoren bei der Lateralität eine Rolle spielen, gibt es eindeutige Befunde, die eine Beeinflussung der Lateralität durch Training zeigen. Bilateralität (inklusive der Beidfüßigkeit bei Fußballern) ist also trainierbar; wir tun dies ganz gezielt mit unserem Komfortzonen-Prinzip.

Tiefergehende Informationen:


David Carey und Kollegen untersuchten Spielaktionen bei mehreren Partien der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich sowie bei Spielen von englischen Erstligamannschaften während der Saison 1997/1998 hinsichtlich des Erfolges beim Einsatz des dominanten (starken) bzw. nicht-dominanten (schwachen) Fußes. Die Analysen zeigen, dass Handlungen (Ballannahme, Dribbling und Passen) des sowohl dominanten als auch nicht-dominanten Fußes bei Profifußballern mit gleicher Erfolgsquote ausgeführt wurden.

Durch die Fähigkeit Bewegungen bilateral auszuführen, erhöht sich die Flexibilität sowie Anzahl an Handlungsalternativen, die dem Spieler in Spielsituationen zur Verfügung stehen. Spieler mit einer ausgeprägten Beidseitigkeit können demnach Situationen im Spiel kreativer lösen, gleichzeitig sind Entscheidungen sowie Handlungen für Gegenspieler schlechter vorhersehbar. Spieler, die im Gegensatz dazu immer denselben Fuß beim Dribbeln, Schießen und Passen benutzen (müssen), umgehen den Einsatz des nicht-dominaten Fußes oder verwenden alternative, evtl. sogar riskantere, technische Lösungen unter Zeitdruck. Aus Sicht der Trainer können beidfüßige Spieler taktisch flexibler eingesetzt werden.

Betrachten wir das motorische Lernen über den Lebensverlauf, ist ein frühes bilaterales Training sinnvoll, damit Sportler neue Bewegungen schneller lernen oder bereits bekannte Bewegungsabläufe verbessern können. Eine Studie der Wissenschaftler Eilif Haaland und Jan Hoff untersuchte den Einfluss von Training des nicht-dominanten bzw. dominanten Fußes auf die motorische Leistungsfähigkeit bei Fußballspielern. Die Ergebnisse zeigen, dass der Leistungszuwachs im Passen, Schießen und Dribbeln bei einem achtwöchigen Training mit dem schwachen Fuß größer war als bei gleichem Training mit dem starken Fuß. Erstaunlicherweise war der erhöhte Leistungszuwachs dieser Fertigkeiten sowohl für den schwachen als auch starken Fuß messbar.

Das COGNIGOALS-Programm verwendet deshalb die beidbeinige Schulung und verstärkt diese Effekte durch die Kombination mit dem selbst entwickelten Komfortzonen-Prinzip. Dies führt zu einer komfortablen Nutzung des nicht-dominaten Fußes und einer gleichzeitigen Schulung des dominanten Fußes.

Literatur:


  1. Carey, D. P., Smith, D. T., Martin, D., Smith, G., Skriver, J., Rutland, A., & Shepherd, J. W. (2009). The bi-pedal ape: Plasticity and asymmetry in footedness. Cortex, 45(5), 650-661. https://doi.org/10.1016/j.cortex.2008.05.011.
  2. Haaland, E., & Hoff, J. (2003). Non-dominant leg training improves the bilateral motor performance of soccer players. Scandinavian Journal of Medicine and Science in Sports, 13(3), 179–184. https://doi.org/10.1034/j.1600-0838.2003.00296.x.
  3. Maurer, H. (2005). Beidseitiges Üben sportmotorischer Fertigkeiten. Zeitschrift Für Sportpsychologie, 12, 93-99. https://doi.org/10.1026/1612-5010.12.3.93.
  4. Pietsch, S., & Jansen, P. (2018). Laterality-Specific Training Improves Mental Rotation Performance in Young Soccer Players. Frontiers in Psychology, 9, 220. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2018.00220.
  5. Stöckel, T., & Carey, D. P. (2016). Laterality Effects on Performance in Team Sports. Laterality in Sports, 309–328. https://doi.org/10.1016/b978-0-12-801426-4.00014-6.

Bewegungsmuster

Bewegungsgedächtnis

Das Bewegungsgedächtnis beschreibt die Fähigkeit des Gehirns, Bewegungsmuster zu speichern, zu organisieren und bei Bedarf abzurufen. Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Bewegungen nicht einfach als starre Handlungsprogramme im Gedächtnis abgelegt werden. Stattdessen werden sie in Form komplexer Repräsentationen gespeichert, die Informationen über verschiedene Aspekte der Bewegung integrieren. Diese Bewegungsrepräsentationen, wie sie in der Sportwissenschaft genannt werden, ermöglichen es Sportlern, Bewegungen zielgerichtet auszuführen, flexibel an veränderte Umweltbedingungen anzupassen und neue Bewegungsmuster zu erlernen.

Tiefergehende Informationen:


Bewegungsrepräsentationen sind kognitive Strukturen, die Informationen über die gewünschten Handlungseffekte, die biomechanischen Parameter des eigenen Körpers und die sensorischen Konsequenzen der Bewegung umfassen (Schack, 2012). Die gewünschten Handlungseffekte lassen sich in distale Effekte, die in der Umwelt erzielt werden sollen (z. B. mit welcher Geschwindigkeit und in welche Richtung ein Ball zum Mitspieler gespielt wird), und proximale Effekte, die sich auf den eigenen Körper beziehen (z. B. wie fühlt sich der Ballkontakt bei einem Außenspannschuss an), unterteilen.

Das Langzeitgedächtnis und das Arbeitsgedächtnis übernehmen unterschiedliche Funktionen im Rahmen der Bewegungskontrolle:

  • Langzeitgedächtnis: Das Langzeitgedächtnis für Bewegungen speichert motorische Fertigkeiten über einen längeren Zeitraum. Es ermöglicht den Abruf von Bewegungsmustern, die durch wiederholtes Üben bereits gelernt wurden. Diese Speicherung erfolgt in einer stabilen und organisierten Form, so dass Bewegungen ohne bewusste Anstrengung abgerufen und ausgeführt werden können. Beispielsweise kann das Erlernen und Ausführen eines Fußballtricks nach langer Zeit noch immer fehlerfrei erfolgen.

  • Arbeitsgedächtnis: Das Arbeitsgedächtnis hingegen dient der kurzfristigen Speicherung und Verarbeitung von Bewegungsinformationen. Es ist aktiv während der Planung, Anpassung und Ausführung von Bewegungen, insbesondere in Situationen, die eine schnelle Anpassung oder den Umgang mit neuen Bewegungsanforderungen erfordern. Während das Arbeitsgedächtnis eine begrenzte Kapazität und eine begrenzte zeitliche Speicherdauer hat, ist es entscheidend für das Erlernen neuer Bewegungsfertigkeiten und die Anpassung an veränderte Bedingungen.


Das Modell zur „Architektur der Bewegung“ von Prof. Dr. Thomas Schack beschreibt das Bewegungsgedächtnis als ein hierarchisch organisiertes System (Schack, 2010). Basic Action Concepts (BACs), die auch als Knotenpunkte bezeichnet werden, sind die elementaren Bausteine von Bewegungsrepräsentationen. BACs bündeln Informationen über die sensorischen Effekte einer Bewegung, die biomechanischen Parameter des eigenen Bewegungssystems und die spezifischen Merkmale der Bewegungsausführung. Beispielsweise umfasst das BAC „Absprung“ beim Hochsprung Informationen über den Krafteinsatz der Beine, die Koordination der Sprungbewegung, die visuelle Wahrnehmung der Latte und das kinästhetische Gefühl des Absprungs.

Die Art und Weise, wie die einzelnen BACs innerhalb einer Bewegung funktional zueinander in Beziehung stehen, definiert die Struktur der Bewegungsrepräsentation. Studien zeigen, dass sich die Komplexität und Differenziertheit der Bewegungsrepräsentationen mit zunehmender Expertise verändern. (Frank, Land & Schack, 2013). Experten verfügen über stärker integrierte und funktional strukturierte Repräsentationen als Novizen, was auf die Erfahrung und das Bewegungswissen zurückzuführen ist, die sie im Laufe des motorischen Lernens erworben haben. Diese funktionale Repräsentationsstruktur hilft dabei Bewegungen situationsgerecht abzurufen und optimal auszuführen, aber auch um Bewegungsmuster von anderen Personen zu erkennen und zu antizipieren. Die „Strukturdimensionale Analyse – Motorik“ ist ein Verfahren, das entwickelt wurde, um Bewegungsrepräsentationen im Langzeitgedächtnis zu messen und zu visualisieren.

Literatur:


  1. Frank, C., Land, W. M., & Schack, T. (2013). Mental representation and learning: The influence of practice on the development of mental representation structure in complex action. Psychology of Sport and Exercise, 14(3), 353-361. https://psycnet.apa.org/doi/10.1016/j.psychsport.2012.12.001
  2. Schack, T. (2010). Die kognitive Architektur menschlicher Bewegungen: Innovative Zugänge für Psychologie, Sportwissenschaft und Robotik. Meyer & Meyer Verlag. https://www.bisp-surf.de/Record/PU201011008763
  3. Schack, T. (2012). Measuring mental representations. Handbook of measurement in sport and exercise psychology, 203-214. https://www.researchgate.net/publication/281508297_Measuring_mental_representations

Bilateralität 

C

Chunking

Unter Chunking wird das Zusammenfassen von mehreren Gedächtniseinheiten zu einer größeren Einheit verstanden. Eine Bewegungsabfolge kann also im Langzeitgedächtnis als Einheit abgespeichert werden, so dass nicht alle Teilbewegungen bei der Bewegungsausführung im Arbeitsgedächtnis aufrechterhalten werden müssen. Zu Beginn des Lernprozesses müssen Bewegungen aktiv im Arbeitsgedächtnis verarbeitet werden. Das Arbeitsgedächtnis ist dadurch sehr belastet. Im Verlaufe des Bewegungslernens werden die Bewegungen im Langzeitgedächtnis gespeichert.

Um eine Bewegung auszuführen, müssen die Bewegungen nicht mehr aktiv und explizit im Arbeitsgedächtnis verarbeitet werden, sondern werden durch die Verknüpfung des Arbeitsgedächtnisses mit dem Langzeitgedächtnis abgerufen. Dieser Prozess wird als Chunking bezeichnet.

E

Exekutive Funktionen (Kognitive Flexibilität, Inhibitionsfähigkeit, Arbeitsgedächtnis)

Wer sich mit dem Thema kognitives Training im Fußball beschäftigt, wird schnell auf den Begriff der „exekutiven Funktionen“ im Sport (lat. exsequi: ausführen) treffen. Wir fassen alle Mechanismen unter diesem Begriff zusammen, die an die Planung und Steuerung (also der Ausführung) von Bewegungen beteiligt sind. Studien zeigen, dass exekutive Funktionen trainierbar sind. Es gibt drei zentrale exekutive Funktionen: Kognitive Flexibilität, Inhibitionsfähigkeit und Arbeitsgedächtnis.
Tiefergehende Informationen:

Exekutive Funktionen stellen höhere kognitive Fähigkeiten dar, die eine Grundlage für die Lösung von Problemen sowie Planung und Steuerung von Handlungen bilden. Inwiefern diese Funktionen einen Einfluss auf die Leistung im Fußball haben, untersuchte Dr. Torbjörn Vestberg mit weiteren Forschern. Sie führten Tests zur Messung der allgemeinen exekutiven Funktionen bei Fußballern aus der ersten, zweiten und dritten schwedischen Liga durch. Die Untersuchung zeigte, dass Spieler aus der ersten Liga bessere exekutive Funktionen aufwiesen als Spieler der zweiten und dritten Liga. Weiter zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen den exekutiven Funktionen und der Anzahl an Toren und Vorlagen, die die Spieler sogar zwei Saisons später erzielten. Diese und weitere Studien legen einen engen Zusammenhang zwischen exekutiven Funktionen und der Leistung beim Fußball nahe.

Die exekutiven Funktionen lassen sich in drei übergeordnete Basisfunktionen einteilen: die kognitive Flexibilität, die Inhibitionsfähigkeit und das Arbeitsgedächtnis.

Die kognitive Flexibilität ist relevant, um mental zwischen mehreren Situationen und Aufgaben mit unterschiedlichen Inhalten zu wechseln. Eine hohe kognitive Flexibilität ist nötig, um sich schnell auf neue Anforderungen einzustellen sowie den schnellen Wechsel des Aufmerksamkeitsfokus zu gewährleisten. Die kognitive Flexibilität geht aus den beiden anderen Funktionen Arbeitsgedächtnis und Inhibition hervor. Im Fußball sind die Spieler ständig neuen Situationen ausgesetzt und müssen aufgrund der Komplexität des Spiels dauernd mental zwischen verschiedenen Dingen wechseln. Ein Spieler, der mit dem Ball in Richtung des gegnerischen Tors dribbelt, muss wissen, was hinter ihm geschieht, was vor ihm passiert und wo sich Gegen- sowie Mitspieler befinden. Gleichzeitig muss er wahrnehmen, wie weit er sich den Ball bei jedem Kontakt vorlegt. Hinzu kommen Informationen über z.B. die Rasenqualität, die sich mit jedem Schritt ändern kann, sowie Informationen über den Wind, der die Bewegung des Balles beeinflussen kann.

Die Inhibitionsfähigkeit beschreibt die Möglichkeit automatisches, bereits angefangenes (initiiertes) Verhalten zu hemmen und zu unterdrücken. Die Inhibition ist wichtig, um nicht jedem Reiz aus der Umwelt nachzugehen und die Aufmerksamkeit nur auf die relevanten Umweltreize zu lenken. Außerdem ist sie wichtig, um automatisiertes Verhalten und Bewegungen zu unterdrücken und bietet somit Raum für flexibles und kreatives Handeln. Ein Fußballspieler, der eigentlich eine Flanke in den Strafraum spielen möchte, muss diese bereits geplante Handlung unterdrücken, wenn der Mitspieler unerwartet von einem Gegenspieler gedeckt wird.

Die Inhibitionsfähigkeit ermöglicht zusätzlich, dass eine Handlung geplant und ausgeführt werden kann, die von der ursprünglichen Handlung abweicht. Statt eine Flanke zu spielen kann der Spieler die bereits begonnene Bewegung abbrechen und ohne große Verzögerung z.B. einen flachen Pass an einen anderen Mitspieler spielen. Ein weiterer wichtiger Faktor der Inhibition im Fußball ist, dass das Spielgeschehen meist sehr komplex ist und eine Vielzahl an Umweltreizen aufgenommen werden, die jedoch nicht alle Relevant für die Situation sind. So können z.B. irrelevante Reize wie die Gesänge der Fußballfans unterdrückt werden und der Fokus kann auf aufgabenrelevante Reize gelegt werden.

Die dritte Basisfunktion stellt das Arbeitsgedächtnis dar. Die Funktion des Arbeitsgedächtnisses ist es, Informationen aus der Umwelt kontinuierlich zu aktualisieren, sie über einen bestimmten Zeitraum mental aufrechtzuerhalten und sie zu verarbeiten. Das Arbeitsgedächtnis dient dabei der Unterstützung der anderen beiden Funktionen.

Während des Fußballspiels muss der Spieler ständig Informationen der Umwelt im Arbeitsgedächtnis aufrechterhalten und aktualisieren. Dabei muss z.B. das gesamte Spielfeld und die Positionen der Mit- und Gegenspieler wahrgenommen und „im Hinterkopf“ behalten und auf Basis sich stetig verändernder Situationen aktualisiert werden, um bestmögliche Entscheidungen treffen zu können.

Es wird deutlich, wie viele Variablen beim Fußballspiel gleichzeitig berücksichtigt werden müssen und dass es wichtig ist den Fokus zwischen alle diesen Dingen schnell zu wechseln, und zwar ständig. Nur wer eine hohe kognitive Flexibilität besitzt kann alle wichtigen Variablen berücksichtigen und mit in die Bewegung und Handlungen integrieren, um im Spiel richtige Entscheidungen zu treffen.

Literatur:


  1. Lanwehr, R. & Mayer, J. (2018). People Analytics im Profifußball: Implikationen für die Wirtschaft. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21256-8.
  2. Vestberg, T., Gustafson, R., Maurex, L., Ingvar, M., & Petrovic, P. (2012). Executive Functions Predict the Success of Top-Soccer Players. PLoS ONE, 7(4), e34731. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0034731.

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F

Feedback im Training

Der Einsatz von Feedback bzw. Rückmeldungen im Training kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Sowohl das Ergebnis einer Handlung (z.B. wo geht der Torschuss hin) als auch die Rückmeldungen des eigenen Körpers (wie fühlt sich der Schuss an) können als Feedback verstanden werden. Allerdings hat auch der Trainer die Möglichkeit, eine Rückmeldung zu geben und damit den Lernprozess zu unterstützen.

Tiefergehende Informationen:

Feedback bzw. Rückmeldungen sind im Training hilfreich, um die Sportler dabei zu unterstützen neue Bewegungen zu erlernen oder Bewegungsausführungen zu optimieren. Damit hat Feedback einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung sowie Leistung jedes einzelnen Sportlers. Im Fußball wird dabei häufig auf verbales Feedback gesetzt. Die falsche Anwendung von Feedback und Instruktionen können allerdings auch negative Effekte herbeiführen. Ebenso ist der Einsatz von verbaler Steuerung nicht in jedem Kontext bzw. in jeder Lernphase sinnvoll, da nicht nur die Gefahr der Feedbackabhängigkeit besteht, sondern der implizite Lernprozess, z.B. von taktischem Verhalten, verhindert wird.

Weiterhin bestimmen die Häufigkeit, der Zeitpunkt und die Genauigkeit, ob Feedback einen positiven Effekt auf den Sportler hat oder nicht. Zum einen ist es wichtig, sparsam mit Feedback umzugehen. Bekommt ein Sportler zu häufig und zu viel Feedback, kann dieser abhängig davon werden und ist in allen Situationen auf Rückmeldung angewiesen. Dies legt auch eine Untersuchung von Edward Hebert und Cheryl Coker nahe, die den Einfluss der Feedbackfrequenz auf das Erlernen des Einwurfs im Fußball untersuchten. Die Ergebnisse zeigen, dass das Erlernen dieser Fähigkeit am besten und nachhaltigsten war, wenn die Probanden nach jedem zweiten Übungsversuch Feedback erhielten. Die Verbesserungen waren größer als bei Feedback nach jedem oder nach jedem vierten Versuch. Wenn ein Spieler z.B. mehrere Freistöße hintereinander übt, kann es demnach hilfreich sein bei jedem zweiten Freistoß Feedback zu geben, anstatt nach jedem Versuch.

Neben der Häufigkeit spielt auch der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. Feedback nach der Bewegung ist Feedback während der Bewegung immer vorzuziehen. Feedback während der Bewegung kann den Sportler davon Abhängig machen, den Sportler bei der Bewegungsausführung stören sowie die Selbstregulation hemmen und dazu führen, dass Bewegungsmuster nicht richtig ausgeführt werden können. Für das Freistoßbeispiel bedeutet es, das Feedback erst nach dem Schuss zu geben oder sogar erst nach ein paar Versuchen. Dies bietet dem Sportler die Möglichkeit seine Leistung und Technik selbst zu reflektieren und fördert die Selbstregulation.

Bezogen auf die Genauigkeit von Feedback kann die Rückmeldung kategorisch (falsch/richtig), abgestuft (Grad der Korrektheit) oder detailliert (Grad der Korrektheit mit zusätzlichen Informationen) ausfallen. Beim Freistoßbeispiel wäre die kategorische Rückmeldung zu sagen, dass der Freistoß nicht gut war. Das abgestufte Feedback wäre, wenn man sagt, dass der Freistoß nicht gut war, da der Ball eine zu flache Flugkurve hatte. Die detaillierte Rückmeldung wäre, wenn man zusätzlich äußert, wie der Schütze den Ball hätte treffen müssen oder die Technik ändern muss, damit der Ball höher fliegt. Häufig ist es sinnvoll mit kategorischem oder abgestuftem Feedback im Lernverlauf zu starten und mit steigendem Leistungsniveau und Expertise den Detailgrad des Feedbacks zu erhöhen.

Literatur:


  1. Hebert, E. P., & Coker, C. (2021). Optimizing Feedback Frequency in Motor Learning: Self-Controlled and Moderate Frequency KR Enhance Skill Acquisition. Perceptual and motor skills, 128(5), 2381–2397. https://doi.org/10.1177/00315125211036413.
  2. Otte, F. W., Davids, K., Millar, S. K., & Klatt, S. (2020). When and How to Provide Feedback and Instructions to Athletes?-How Sport Psychology and Pedagogy Insights Can Improve Coaching Interventions to Enhance Self-Regulation in Training. Frontiers in psychology, 11, 1444. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.01444.
  3. Juszczak, T.G. (2007) Motorisches Lernen. In: Spirgi-Gantert I., Suppé B. (eds) FBL Klein-Vogelbach Functional Kinetics: Die Grundlagen (S. 117-126). Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-29875-5_5.

I

Inhibitionsfalle

In Situationen, in denen wir einen starken Drang haben eine Bewegung auszuführen, z.B., weil wir sie schon immer so gemacht haben oder aber, weil sie sich richtig anfühlt, werden absichtlich Bewegungen mit anderen Anforderungen eingebaut. Wir sprechen hier von Inhibitionsfallen, da wir Situationen erschaffen, die die Unterdrückung (Inhibition) des Bewegungsimpulses erfordern.

Das systematische Training durch Inhibitionsfallen fördert nicht nur die Inhibition der Bewegungsimpulse selbst, sondern ermöglicht alte Bewegungsmuster aufzubrechen. Letztendlich trainieren wir somit die schnelle und flexible Ausführung von Bewegungen ohne dabei auf automatisierte (vorhersehbare) Muster zurückzugreifen.

K

Kognition im Fußball und kognitive Funktionen

Der moderne Fußball ist geprägt von einer Zunahme schneller Aktionen mit und ohne Ball sowie Ballkontakten und Pässen. Das schnelle Spiel setzt nicht nur körperliche, technische und taktische Fähigkeiten voraus, sondern stellt auch hohe Anforderungen an die kognitive Leistungsfähigkeit der Spieler. Unter Kognition verstehen wir die bewussten und unbewussten mentalen Prozesse, inkl. der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit und auch der Handlungssteuerung.

Tiefergehende Informationen:

Der moderne Fußball ist geprägt von einer Zunahme schneller Aktionen mit und ohne Ball sowie Ballkontakten und Pässe. Das schnelle Spiel setzt nicht nur körperliche, technische und taktische Fähigkeiten voraus, sondern stellt auch hohe Anforderungen an die kognitive Leistungsfähigkeit der Spieler. Denn sportliche Handlungen werden stark von kognitiven Aspekten wie der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit, dem Erinnerungsvermögen, der Antizipationsleistung und vielen weiteren Denkprozessen beeinflusst. Zusätzlich stellen kognitive Fähigkeiten die Rahmenbedingung für motorische Handlungsschnelligkeit dar. Im Fußball ist es wichtig alle relevanten Informationen sowie das komplexe Spielgeschehen schnell wahrzunehmen. Dies kann nur gelingen, wenn der Spieler die Fähigkeit besitzt seine Aufmerksamkeit zwischen parallel ablaufenden Umweltereignissen zu wechseln. Er muss dabei z.B. die Mitspieler, die Gegenspieler und den Ball wahrnehmen. Besitzt ein Spieler nicht die nötige Wahrnehmungsschnelligkeit, können nicht alle relevanten Informationen verarbeitet werden. Durch die schnelle Wahrnehmung aller Informationen resultiert eine frühzeitige Antizipation von Mit- und Gegenspielern, woraus wiederum eine schnelle und situationsgerechte Reaktion erfolgen kann.

Ein Spieler, der einen hohen Pass annehmen muss, muss am besten schon vor der Ballannahme die Positionen der Mit- und Gegenspieler wahrnehmen, um zukünftige Handlungen nach der Ballannahme zu planen und vorzubereiten. Anschließend muss er die Aufmerksamkeit wieder schnell auf den ankommenden Ball richten, um diesen optimal anzunehmen. Danach müssen die neuen Positionen der anderen Spieler wieder aktualisiert werden und der Spieler mit dem Ball muss schnell entscheiden, was die nächste Aktion mit dem Ball sein soll. Aber auch hier benötigt der Spieler eine möglichst hohe kognitive Fähigkeit (Entscheidungsschnelligkeit), um unter Zeitdruck die bestmögliche Aktion zwischen all den Handlungsalternativen zu wählen und umzusetzen.

Da jeder Spieler ständig mit solchen komplexen Entscheidungssituationen auf dem Spielfeld konfrontiert wird, sind kognitive Fähigkeiten Grundvoraussetzung für eine hohe sportliche Leistungsfähigkeit im Fußball. Hochklassige Sportler unterscheiden sich deshalb systematisch durch bessere kognitive Fähigkeiten von Sportlern mit einem niedrigeren Leistungsniveau. Zu diesem Entschluss kommen auch Hans-Erik Scharfen und Daniel Memmert in ihrer Übersichtsarbeit. Sie fassten Studien zusammen, die den Zusammenhang von kognitiven Funktionen und der sportlichen Leistung untersuchten. Die Literatur zeigt, dass Spitzensportler eine höhere Wahrnehmungsleistung sowie exekutive Funktionen aufweisen als Sportler mit einem niedrigerem Leistungsniveau. Außerdem besitzen diese Sportler eine ebenso höhere Leistung in weiteren kognitiven Funktionen, die u. a aus der Antizipation, kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit und Entscheidungsfindung bestehen. Die Autoren betonen die Relevanz von kognitiven Funktionen zur optimalen Ausbildung von Spielern.  

Literatur:


  1. Höner, O. (2017). Die Bedeutung kognitiver Faktoren für die Leistungsfähigkeit von Fußballspielern. Internationaler Trainer-Kongress des BDFL, 24-26.07.2017, Bochum, pp. 42-45.
  2. Lanwehr, R. & Mayer, J. (2018). People Analytics im Profifußball: Implikationen für die Wirtschaft. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21256-8.
  3. Roca, A., Ford, P. R., & Memmert, D. (2021). Perceptual-cognitive processes underlying creative expert performance in soccer. Psychological Research, 85(3), 1146-1155. https://doi.org/10.1007/s00426-020-01320-5.
  4. Scharfen, H.-E., & Memmert, D. (2019). Measurement of Cognitive Functions in Experts and Elite-Athletes: A Meta-Analytic Review. Applied Cognitive Psychology. 33(5), 843-860.  https://doi.org/10.1002/acp.3526.

Kognitive Aufsetzer

Mit kognitiven Aufsetzern bezeichnen wir geistige Zusatzaufgaben, die gleichzeitig mit den Übungsausführungen absolviert werden. Diese kognitiven Aufsetzer können sowohl sehr einfache motorische Bewegungsaufgaben sein (wie z.B. Hase & Jäger) oder andere Aufgabentypen beinhalten (Zahlenfolgen, Gedächtnisaufgaben usw.). Manchmal sind die kognitiven Aufsetzer auch mit der eigentlichen Bewegungsaufgabe verknüpft.

Warum machen wir das? Führen wir zwei Aufgaben parallel aus, muss genügend Arbeitsspeicher (wir sprechen von Arbeitsgedächtniskapazität) für die Informationsverarbeitung zur Verfügung stehen. Das Arbeitsgedächtnis ist ein leistungsbestimmender Faktor für Spitzenleistung im Fußball, da häufig bzw. immer mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigt werden müssen. Ist die Kapazitätsgrenze erreicht, gibt es einen Leistungsabfall in der Aufgabenbewältigung. Studien zeigen, dass das Arbeitsgedächtnis trainierbar ist. Die Integration von kognitiven Aufsetzern mit Bewegungsaufgaben ermöglicht ein gezieltes und systematisches „Arbeitsgedächtnistraining“ durch immer komplexere Aufgabenstellungen.

Literatur:


  1. Olesen, P. J., Westerberg, H., & Klingberg, T. (2004). Increased prefrontal and parietal activity after training of working memory. Nature neuroscience, 7(1), 75-79. https://doi.org/10.1038/nn1165.
  2. Furley, P., & Wood, G. (2016). Working memory, attentional control, and expertise in sports: A review of current literature and directions for future research. Journal of Applied Research in Memory and Cognition, 5(4), 415-425. https://doi.org/10.1016/j.jarmac.2016.05.001.
  3. Wollesen, B., Janssen, T. I., Müller, H., & Voelcker-Rehage, C. (2022). Effects of cognitive-motor dual task training on cognitive and physical performance in healthy children and adolescents: A scoping review. Acta Psychologica, 224, 103498. https://doi.org/10.1016/j.actpsy.2022.103498.

Komfortzone

Wenn wir den Begriff Komfortzone für unsere Übungen verwenden, beschreiben wir einen Zustand der vollständigen Kontrolle bei der Ausführung der Übung. Hierbei ist individuelle Unsicherheit und Angst bei der Übungsausführung minimiert.

Kreativität im Fußball

Kreativität ist eine wichtige Grundeigenschaft im Fußball, da erfolgreiche Lösungen im Fußballspiel häufig neuartig und für den Gegner überraschend sein müssen. Kreative Handlungen können sowohl für erfolgreiche Abwehraktionen als auch für zielführende Angriffsaktionen von entscheidender Rolle sein. Um kreativ zu spielen, braucht man nicht nur eine große Auswahl an technischen Fähigkeiten, sondern auch die Fähigkeiten diese uneingeschränkt, d.h. ohne Zwänge oder Automatismen einzusetzen.

Tiefergehende Informationen:

Kreativität ist definiert als die Fähigkeit neue, originelle und nützliche Ideen zu entwickeln, die der Lösung von Problemen dienen. Dazu gehört nicht nur die flexible Entwicklung von neuen Perspektiven, Lösungen und Strategien, sondern auch die Unterdrückung und Verwerfung von gewohnten und offensichtlichen Verhaltensmustern. Kreative Personen besitzen dementsprechend ein breites Spektrum an Handlungsmöglichkeiten, um ein Problem situationsgerecht und erfolgreich zu meistern. Kreativität stellt damit eine wichtige Grundeigenschaft im Fußball dar, denn erfolgreiche Lösungen im Fußballspiel sind häufig originell und für den Gegner überraschend. Belege dafür liefern Matthias Kempe und Daniel Memmert, die Spiele und Tore der Weltmeisterschaften 2010 und 2014 sowie der Europameisterschaft 2016 hinsichtlich der Kreativität analysierten. Sie stellten fest, dass besonders kurz erzielten vor Toren auf kreative Spielhandlungen zurückgegriffen wurde. Zusätzlich waren Mannschaften mit einer höheren Kreativität im Spiel erfolgreicher in diesen Turnieren. Demnach gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Kreativität und dem Erfolg im Fußball.

Kreative Fußballspieler besitzen gegenüber weniger kreativen Spielern einen breiteren Aufmerksamkeitsfokus, wodurch sie früher wichtige Schlüsselinformationen aus ihrer Umgebung wahrnehmen und diese mit in Entscheidungsprozesse bei der Handlungsauswahl mit einbeziehen können. Eine hohe Kreativität kann somit dazu führen, dass selbst eine aussichtslos zu scheinende Situation erfolgreich überwunden werden kann. Aber auch in allen anderen Situationen haben kreative Handlungen den Effekt unvorhersehbar für die Gegenspieler zu sein und besitzen somit eine große Erfolgsaussicht.

Ein Spieler, der mit dem Ball auf zwei Gegenspieler zu läuft, welche alle Passrouten zu möglichen Anspielstationen zumachen, muss eine kreative Lösung für die Situation finden, um einen Angriff nicht auszubremsen oder abzubrechen und einen Rückpass zu spielen. Ein Heber über einen der beiden Gegenspieler zu einem freien Mitspieler dahinter wäre z.B. eine kreative Lösung, die für die Gegenspieler unvorhersehbar ist und somit mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Erfolg führt. Eine andere Lösung wäre eine Blicktäuschung vorzunehmen, um die beiden Gegenspieler in eine falsche Richtung zu locken, damit eine Lücke frei wird und die Passroute für das Zuspiel somit offen ist. Fazit: Kreative Handlungen im Fußball basieren auf kognitiven und wahrnehmungsbezogenen Fähigkeiten. Voraussetzung: Um Kreativität auf dem Spielfeld einsetzen zu können, werden sowohl motorische, kognitive als auch technische Fertigkeiten benötigt.

Studien:


  1. Roca et al., 2020: Roca, Ford und Memmert untersuchten 40 professionelle und semi-professionelle Fußballspieler hinsichtlich ihrer Kreativität und perzeptuell-kognitiven Leistungen bei einer Entscheidungsaufgabe am Computer. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Personen mit einer höheren Kreativität hinsichtlich visueller Suchstrategien und kognitiven Denkprozessen von weniger kreativen Personen unterscheiden. Kreative Personen weisen einen weiteren Aufmerksamkeitsfokus auf. Die Studie untermauert den Zusammenhang kognitiver Fähigkeiten und der Kreativität in sportartspezifischen Situationen.

Literatur:

  1. Benedek, M., Jauk, E., Sommer, M., Arendasy, M., & Neubauer, A. C. (2014). Intelligence, creativity, and cognitive control: The common and differential involvement of executive functions in intelligence and creativity. Intelligence, 46, 73–83. https://doi.org/10.1016/j.intell.2014.05.007.
  2. Fink, A., & Benedek, M. (2019). The Neuroscience of Creativity. Neuroforum, 25(4),  231-240. https://doi.org/10.1515/nf-2019-0006.
  3. Kempe, M., & Memmert, D. (2018). “Good, better, creative”: the influence of creativity on goal scoring in elite soccer. Journal of Sports Sciences, 36(21), 2419–2423. https://doi.org/10.1080/02640414.2018.1459153.
  4. Roca, A., Ford, P. R., & Memmert, D. (2021). Perceptual-cognitive processes underlying creative expert performance in soccer. Psychological research, 85(3), 1146–1155. https://doi.org/10.1007/s00426-020-01320-5.

M

Multitasking und Aufgabenwechsel (Task Switching)

Wenn wir Fußball spielen, müssen wir ständig mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen. Wir müssen die Gegner, die Mitspieler, den Ball und viele weitere spielrelevante Informationen wahrnehmen. Außerdem müssen wir noch Entscheidungen treffen, Zweikämpfe führen, mit den Mitspielern kommunizieren und noch vieles mehr. Häufig passiert dies unter hohem Zeit- und Präzisionsdruck. Wir sprechen von Multitasking, wenn mindestens zwei Aufgaben mit zeitlicher Überlappung erledigt und durchgeführt werden.

Tiefergehende Informationen:

Wie bereits oben erwähnt, sprechen wir von Multitasking, wenn mindestens zwei Aufgaben mit zeitlicher Überlappung erledigt und durchgeführt werden. Unter Aufgaben verstehen wir sowohl kognitive als auch motorische zielgerichtete Handlungen.

Multitasking meint dabei nicht nur die simultane (gleichzeitige) Ausführung von Handlungen, sondern auch der stetige Wechsel zwischen zwei oder mehr Aufgaben. Bei gleichzeitigen Handlungen müssen die kognitiven Prozesse, die für beide Aufgaben nötig sind, im Arbeitsgedächtnis parallel verarbeitet und aufrechterhalten werden. Bei sich ständig wechselnden Aufgaben kommt hinzu, dass das Wechseln zwischen den Aufgaben zusätzlich kognitive Ressourcen in Anspruch nimmt. Da die kognitiven Ressourcen sowie die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses jedes Menschen begrenzt sind, können die einzelnen Handlungen beim Multitasking nicht mit voller Präzision und Leistung ausgeführt werden. Außerdem werden beim Multitasking Entscheidungsprozesse erschwert und verlangsamt. Es kommt häufiger zu Fehlern.

Dribbelt ein Fußballspieler beispielsweise in Richtung des gegnerischen Tors, muss sich dieser nicht nur auf die Ballführung konzentrieren, sondern ebenso die Positionen und Bewegungen der gegnerischen Spieler sowie Mitspieler wahrnehmen und deren Bewegungen antizipieren, um einen Ballverlust entgegenzuwirken oder ein mögliches Abspiel vorzubereiten. Hinzu kommen z.B. die Aufnahme und Verarbeitung von akustischen Signalen der Fans oder des Trainers. Je nach Situation ist unser Gehirn gleichzeitig mit noch vielen weiteren Prozessen beschäftigt. Diese parallel ablaufenden Prozesse führen dazu, dass jede einzelne Aufgabe nicht mit dem hundertprozentigen Leistungspotential ausgeführt werden kann und Abstriche in der Ausführung, z.B. im Dribbling, gemacht werden und taktische Fehlentscheidungen entstehen können.

Fazit: Zur erfolgreichen Teilnahme am Spiel müssen komplexe Informationen und Aufgaben parallel wahrgenommen, verarbeitet und ausgeführt werden. Hierfür werden kognitiven und motorischen Fähigkeiten benötigt, die unter Zeit- und Präzisionsdruck flexibel zur Verfügung stehen müssen. Eine systematische Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes von Pedro Moreira und Kollegen zeigt auf, dass genau diese Fähigkeit zur Parallelverarbeitung verschiedener Aufgaben geübt werden kann und die Leistung verbessert. Sie fassen Studien aus unterschiedlichsten Sportarten zusammen, die zeigen, dass Training mit integrierten Dual-Tasks (also das gleichzeitige Ausführen mehrerer Aufgaben, wie z.B. "kognitiver Aufsetzer") u. a. das Arbeitsgedächtnis sowie die Aufmerksamkeitskontrolle trainiert. Dies führt zu einer verbesserten parallelen Verarbeitung komplexer Aufgaben sowie Entscheidungsfindung in Spielsituationen.

Literatur:


  1. Koch, I., Poljac, E., Müller, H., & Kiesel, A. (2018). Cognitive structure, flexibility, and plasticity in human multitasking—An integrative review of dual-task and task-switching research. Psychological Bulletin, 144(6), 557–583. https://doi.org/10.1037/bul0000144.
  2. Moreira, P. E. D., Dieguez, G. T. de O., Bredt, S. da G. T., & Praça, G. M. (2021). The Acute and Chronic Effects of Dual-Task on the Motor and Cognitive Performances in Athletes: A Systematic Review. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(4), 1732. https://doi.org/10.3390/ijerph18041732.
  3. Spiegel, M. A., Koester, D., & Schack, T. (2013). The functional role of working memory in the (re-) planning and execution of grasping movements. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 39(5), 1326-1339. https://doi.org/10.1037/a0031398.

N

Neuartige Bewegungsmuster

Der Einsatz von unbekannten Bewegungsmustern (engl.: „novel movement patterns“) erfordert zwangsweise das Erlernen einer neuen Bewegung. Hierzu müssen erste Bewegungsziele geschaffen werden und ein grober Bewegungsplan entworfen werden. Die anschließenden wahrnehmungsbezogenen Erfahrungen bei der Bewegungsausführung werden gespeichert und generieren eine erste Bewegungsvorstellung. Nachfolgende Bewegungsausführungen werden genutzt, um die Bewegungsvorstellung hinsichtlich der zu erreichenden Bewegungsziele zu optimieren. Hierbei bauen wir wahrnehmungsbezogene Bewegungserfahrungen in unsere Bewegungsvorstellung mit ein; z.B. wissen wir nach dem Kreuzen der Arme hinter dem Körper, wie es sich anfühlt die Arme hinter den Körper zu führen.

Neuroplastizität

Neuroplastizität beschreibt die Eigenschaft des zentralen Nervensystems, sich optimal an Veränderungen der Umwelt anzupassen. Es können neue Verhaltensweisen akquiriert, erlernt und optimiert werden, um das Verhalten bestmöglich an die Gegebenheiten des täglichen Lebens anzupassen. Plastizität bedeutet eine Veränderung in Abhängigkeit vom Gebrauch, dies kann neuronal sowohl einzelne Nervenzellen, aber auch ganze Hirnareale betreffen. Alle Lernprozesse sind daher ein Ausdruck der Plastizität des Nervensystems.

Literatur:

Hummel, F.C. & Gerloff, C. (2012). Funktionsanpassung im motorischen System. In: Karnath, H. O. & Thier, P. (Hrsg.). Springer-Lehrbuch. Kognitive Neurowissenschaften: Mit 28 Tabellen (3. Aufl., 733-740). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-642-25527-4.

R

Räumliche Orientierungsfähigkeit

Beim Fußball spielt die räumliche Orientierungsfähigkeit eine zentrale Rolle. Sie beschreibt die Fähigkeit, sich auf dem Feld zielgerichtet zu bewegen und die komplexen Abläufe in diesem Raum zu erfassen. Hierbei müssen die Spieler sowohl die Gegner und die Mitspieler in den relevanten Spielbereichen wahrnehmen als auch sich selbst adäquat positionieren und die eigenen Bewegungen der Spielsituation entsprechend anpassen.

Neben der visuellen Orientierung spielen somit die propriozeptiven Sensoren des Körpers (z.B. der Gleichgewichtssinn, die Spannung und Haltung der Muskulatur) eine wesentliche Rolle bei der Orientierung im Raum. Die räumliche Orientierung wird durch die Integration unterschiedlicher Räume (z.B. Bewegungen vor- und hinter dem Körper, seitliche Bewegungen usw.) in den Übungen immer wieder auf unterschiedliche Weise trainiert.

S

Sensomotorik

Sensomotorik beschreibt das Zusammenspiel zwischen Sensorik (Reizaufnahme) und der daraus resultierenden Antwort in Form von Motorik (Bewegung). Zielgerichtete Bewegungen sind von Sinnesinformationen abhängig, die unter anderem Informationen über Körperhaltung, die Stellung des Körpers im Raum und die Bewegung selbst enthalten. So können Reize von den Rezeptoren des Körpers an das zentrale Nervensystem weitergeleitet und dort verarbeitet werden, so dass sich Muskelspannung und Bewegungsabläufe anpassen oder die Körperhaltung verändert werden kann. Diese Prozesse verlaufen zu großen Teilen parallel, wie z.B. zwischen den Augen und der gezielten Steuerung der Hände.

Literatur:

Luhmann, H.J. (2010). Sensomotorische Systeme: Körperhaltung und Bewegung. In: Klinke, R., Pape, H.C., Kurtz, A. & Silbernagl S. (Hrsg.), Lehrbuch Physiologie.(6. Aufl., S. 758-761). Thieme. https://doi.org/10.1055/b-002-46974.

Spielintelligenz

Die Spielintelligenz im Fußball beschreibt die Fähigkeit situationsgerecht zu handeln und optimale Lösungen für Spielsituationen zu generieren. Dabei müssen Fußballspieler unter hohem (zeitlichen) Druck und sich ständig ändernden Situationen alle wichtigen Informationen über die Umwelt wahrnehmen und diese mit in ihren Handlungen und Entscheidungen berücksichtigen. Ein Spieler mit einer hohen Spielintelligenz zeichnet sich also dadurch aus, dass er in selbst unerwarteten Situationen die bestmögliche Entscheidung trifft.

Tiefergehende Informationen:

Neben technischen, taktischen und physischen Komponenten spielt die Spielintelligenz eine wichtige Rolle im modernen Fußball. Die Spielintelligenz ist auch als konvergentes Denken bekannt und beschreibt die Fähigkeit situationsgerecht zu handeln und optimale Lösungsstrategien zu suchen, zu finden und umzusetzen. Dabei müssen Fußballspieler unter hohem (zeitlichen) Druck und sich ständig ändernden Situationen alle wichtigen Informationen über die Umwelt wahrnehmen und diese mit in ihren Handlungen und Entscheidungen berücksichtigen. Ein Spieler mit einer hohen Spielintelligenz zeichnet sich also dadurch aus, dass er in selbst unerwarteten Situationen die richtigen Entscheidungen trifft und situationsgerecht handelt. Dr. Torbjörn Vestberg untersuchte mit seinen Kollegen des Karolinska-Instituts in Stockholm genau diese Zusammenhänge bei Profifußballern. Sie forderten die Trainer von vier Mannschaften aus der schwedischen ersten Liga auf, die Spieler nach ihrer Spielintelligenz zu bewerten. Es zeigte sich, dass Spieler, die schon einmal in einer Nationalmannschaft standen, eine höhere Bewertung der Spielintelligenz aufwiesen als solche, die noch nie Teil einer Nationalmannschaft waren. Zusätzlich konnte ein Zusammenhang zwischen der Spielintelligenz und einem Test ermittelt werden, der die Fähigkeit zu schnellen und kreativen Problemlösungen sowie exekutiven Funktionen misst.

Voraussetzung für eine ausgeprägte Spielintelligenz ist ein hohes taktisches Spielverständnis sowie die Fähigkeit die Handlungen von Gegen- und Mitspielern zu antizipieren. Eine hohe Spielintelligenz führt dazu, dass Informationen über die Körperhaltung von Gegenspielern genutzt werden können, um Bewegungen früher und besser zu antizipieren. Somit kann von spielintelligenten Spielern der Ausgang von Spielsituationen besser vorhergesagt werden, indem Muster in der Taktik und das Verhalten der Spieler auf dem Feld vorhergesagt werden. Das Spiel kann demnach schneller und präziser „gelesen“ werden.

Spieler mit einer hohen Spielintelligenz wirken häufig so, als seien sie den Gegenspielern immer einen Schritt voraus. Besitzt ein Spieler eine hohe Spielintelligenz und läuft mit dem Ball auf einen Gegenspieler zu, so registriert er frühzeitig Signale des Gegners und kann somit zukünftige Handlungen antizipieren. Kleine Veränderungen der Körperhaltungen werden antizipiert und sagen etwas darüber aus, in welche Richtung der Gegenspieler den nächsten Schritt setzt. Der Spieler mit dem Ball kann somit frühzeitig vorhersehen, dass z.B. die rechte Seite offen wird, sodass er mit dem Ball rechts am Gegner vorbeidribbeln kann. Ein spielintelligenter Fußballer kann auch frühzeitig registrieren, dass ein Mitspieler weiter vorne zu einem Sprint ansetzen möchte, sodass er einen Pass rechts am Gegner vorbei in den Lauf des Mitspielers spielen kann.

Um diese spielintelligenten Leistungen auf dem Feld zu zeigen, benötigen Spieler motor-kognitive Fähigkeiten und Ressourcen, die zum einen effiziente Ausführungen der eigenen Bewegung ermöglichen, aber zum anderen auch freie kognitive Kapazitäten schaffen, die für die Wahrnehmung der Umwelt genutzt werden können. Wichtig: Diese motor-kognitiven Fähigkeiten und Ressourcen sind trainierbar.

Literatur:


  1. Godbout P., & Gréhaigne J. F. (2021) Game-Play Language and Game-Play Intelligence – Wording, Planning, and Enacting Action Plans in Team Sports. Athens Journal of Sports. 8(1), 47-64. https://doi.org/10.30958/ajspo.8-1-2.
  2. Memmert, D. & König, S. (2011). Zur Vermittlung einer allgemeinen Spielfähigkeit im Sportspiel. In König S., Memmert D. & Moosmann K. Das große Buch der Sportspiele (S. 18-37). Wiebelsheim: Limpert-Verlag
  3. Vestberg, T., Jafari, R., Almeida, R., Maurex, L., Ingvar, M., & Petrovic, P. (2020). Level of play and coach-rated game intelligence are related to performance on design fluency in elite soccer players. Scientific Reports, 10(1), 9852. https://doi.org/10.1038/s41598-020-66180-w.

Ü

Überkreuzbewegungen

Als Überkreuzbewegungen werden Bein- und Armbewegungen über die Körper verstanden, die sowohl vor als auch hinter dem Körper ausgeführt werden können. Alltägliche Bewegungen kommen häufig ohne Überkreuzbewegungen aus, sodass die systematische Einbettung dieser Bewegungsform kognitive Handlungsplanung notwendig macht und gleichzeitig neue Bewegungswahrnehmungen ermöglicht.

Übungen ohne Ball

Selbstverständlich möchten Fußballer von Beginn an mit dem Ball trainieren. Allerdings ist dies nicht immer vollumfänglich zu befürworten. Übungen ohne Ball sind besonders dann wertvoll, wenn schwierige Übungselemente trainiert werden, bei denen der Ball die Aufgabe wesentlich erschwert. Außerdem bietet das Üben ohne Ball den Vorteil, dass die Bewegung des eigenen Körpers im Vordergrund steht und somit die Wahrnehmung der eigenen Bewegung zum Ziel des Handelns wird. Grundsätzlich werden die Übungen ohne Ball als vorbereitende Übung für spätere Übungen verstanden.

Übungsreihe

Sobald mehrere (sportmotorische) Übungen nacheinander durchgeführt werden und diese systematisch aufeinander aufbauen, wird die Abfolge als methodische Übungsreihe bezeichnet. Übungsreihen werden häufig zum Erlernen von Bewegungen eingesetzt und bieten den Lernenden durch die allmähliche Annäherung an die Zielbewegung die Möglichkeit des schrittweisen Erlernens der Zielübung.

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